am Morgen des 31.10. verlassen wir Georgien und ziehen Richtung Türkei weiter, wir wollen Kappadokien besuchen und am Mittelmeer noch etwas Sonne tanken +++ die beiden Grenzen sind in einer Stunde gemeistert, es gibt keine Aufreger +++ nach der Einreise bei den 'Ülüglüs' stellen wir die Uhr wieder eine Stunde zurück +++ nach 2 Stunden Fahrt an der Schwarzmeerküste, abwechselnd Sonne und Regen auf einer Autobhan, die diese Bezeichnung auch verdient hat, biegen wir bei Giresun Richtung Süden ab und erklimmen den Egribel-Pass mit 2230 Meter Höhe und landen im Schnee +++ da uns das für die Nacht zu kalt ist, geht es auf der anderen Seite wieder abwärts und wir finden ein nettes Plätzchen an einem See +++
vorbei an der Stadt Kayseri, die am Fuß des Vulkans Erciyes Dagi liegt, erreichen wir den Nationalpark 'Göreme Milli Parki' +++ die Landschaft im Dreieck Nevsehir - Kayseri - Nigde wirkt wie nicht von dieser Welt +++ der Erciyes Dagi ist mit 3619 Metern der dritthöchste Berg der Türkei und seine Vulkanausbrüche sind für diese Landschaft verantwortlich +++ die Gegend wurde mit Asche, Lava, Tuff und Schlamm überzogen und Wind, Wasser, Hitze und Kälte haben aus dem porösen Material unzählige Kegel, Schluchten und Felsen geschnitten +++ Feenkamine, Felspyramiden und Steinkegel sind von Höhlen durchlöchert wie ein Käse +++ die Menschen begannen bereits vor 4000 Jahren in diesen Gebilden Wohnungen zu bauen und später auch unterirdische Städte zu errichten +++ es entstanden Höhlenkirchen und Klöster +++ der Göreme Nationalpark und Kappadokien sind UNESCO-Weltkulturerbe +++
um noch etwas Sonne zu tanken und abzuspannen fahren wir Richtung türkische Mittelmeerküste +++ momentan haben wir hier 22 Grad Luft- und 20 Grad Wassertemperatur - das ist im November zum Aushalten +++ die Mittelmeerküste ist 4500 km lang und die Lebensader des Landes +++ wir bewegen uns von Silifke im Osten westwärts bis Antalya, wo die Gebirgskette des Taurus parallel zur Küste verläuft +++ die Fahrt geht über Serpentinen, die sich hoch über die Buchten der Türkischen Rivera hinaufschlängeln, vorbei an endlosen Bananenplantagen (die Bananen sind kleiner als gewohnt, süß und schmecken sehr gut), immer in Richtung der Urlauberzentren Alanya, Side und Antalya +++ Alanya ist fest in deutsch-russischen Händen, auch im November, der Ort ist voll mit Touristen, wir bekommen eine Vorstellung was hier in der Hochsaison los ist +++
Wir nutzen unseren Aufenthalt an der türkischen Riviera zu einem Besuch des antiken Side, einem ehemaligen Fischerdorf, das sich zur Touristenhochburg entwickelt hat +++ in der Nachsaison wirklich gemütlich zu erkunden, da alles Fussgängerzone ist +++
Pamukkale, bekannt durch seine Sinterterrassen, die sich auf einer Höhe von etwa 100 Metern Höhe staffeln +++ Ursache für das Entstehen der Sinterterrassen sind kalk- und kohlensäurehaltige Quellen, die mit einer Temperatur von 35 Grad am Fluss Mäander entspringen +++ beim Herabfließen lagert das Thermalwasser Kalk ab, was die Terrassen entstehen ließ +++ an den Sinterterrassen haben bereits die Römer gebadet +++ sie richteten auf dem breiten Plateau oberhalb der heutigen Sinterterrassen einen Kur- und Badeort (Hierapolis) ein, um Beschwerden wie Rheuma zu lindern +++ die weit verstreuten Skulpturenreste und Marmorkapitelle lassen erahnen, wie prächtig die Stadt gewesen sein muss +++ Hierapolis und Pamukkale sind UNESCO-Weltkulturerbe +++
von Pamukkale kommend fahren wir vorbei an endlosen Weinbergen, Paprika- und Baumwollfeldern, sowie Olivenhainen und erreichen die Stadt
Bergama +++ Bergama war 'Weltstadt der Antike', hier wurde das Pergament erfunden +++ die Akropolis Bergama, bestehend aus dem Trajantempel,
dem Athenatempel, einem Theater und dem Zeusalter ist ein Teil der antiken Anlage +++ der Trajantempel mit seinen weißen korinthischen
Säulen ist das Prunkstück der Akropolis +++ im Athenatempel befand sich einst eine Bibliothek mit 200 000 Buchrollen +++ das Theater bot
10 000 Besuchern auf den 80 steilsten Sitzreihen der Antike Platz +++ Teile des Zeusaltars sind heute das Glanzstück des Pergamonmuseums
in Berlin +++
in Troja haben Hektor und Achilles gekämpft, Homer hat ihre Heldentaten besungen und Schliemmann hat 1873 die Stadt wiederentdeckt +++
zwischen 1870 und 1894 legte Schliemann unter dem Hügel Hissarlik Troja frei und hob einen Goldschatz +++ die Ausgrabungsstätte ist
heute UNESCO-Weltkulturerbe +++ es liegen verschiedene Mauerwerke wie Zwiebelschichten übereinander (bis heute sind 46 Schichten
freigelegt) und ordnen sich in die Perioden Troja I bis Troja IX +++ alles in allem geht es um die Zeiträume von 3200 vor Chr. bis
400 nach Chr. +++ erwähnenswert ist der haushohe Nachbau des hölzernen Trojanischen Pferdes +++ nach der Besichtigung Trojas müssen
wir feststellen, das man sehr viel Phantasie braucht, um sich vorstellen zu können, wie es einmal ausgesehen haben könnte +++
nach der Besichtigung Trojas geht es weiter Richtung Norden, wo wir in Canakkale die engste Stelle der Dardanellen zur Fährüberfahrt
nutzen +++ in Canakkale errang 1915 General Mustafa Kemal (Atatürk) einen Sieg über britische Landungstruppen +++ ohne dies zu würdigen,
fahren wir weiter bis nach Kapikule, das ist der türkische Grenzort an der bulgarisch-türkischen Grenze, wo wir die letzte Nacht auf
türkischem Boden verbringen +++ Bulgarien wird hier übrigens Bulgaristan genannt +++
Heute wird es eine reine Fahretappe geben (am Ende des Tages werden wir 826 Kilomter gefahren sein) +++ die Grenze Türkei - Bulgarien passieren wir ohne Probleme +++ der bulgarische Zöllner will beim Blick in A. Pass wissen wie es Frau Merkel geht (und das morgens 6 Uhr) +++ Bulgarien ist reines Transitland für uns, es ist um die Jahreszeit auch ein eher trostloses Unternehmen +++ aufgrund des bevorstehenden Winters ändern wir unsere Heimreisepläne und fahren nicht über Albanien, sondern Serbien und Kroatien nach Ungarn Richtung Balaton und Budapest +++ die Einreise nach Serbien ist schnell erledigt, es ist Mittagszeit und die Beamten ... +++ allerdings lauert 3 km hinter der Grenze eine Polizeikontrolle (3 Beamte), diese wollen 35 EURO weil wir nicht angeschnallt sind (das hat die lezten 37 000 Kilometer keinen interessiert) - als wir ein Foto sehen und eine Quittung haben wollen, gibt es auf beiden Seiten Achselzucken und wir dürfen weiterziehen - Glück gehabt +++ Durchfahrten Bulgarien und Serbien sind problemlos, die Straßen und Autobahnen gut +++ passieren am Abend noch die serbisch - kroatische Grenze und übernachten kurz hinter der Grenze +++
passieren am Morgen des 09.11. (welch ein historischer Tag) die Grenze Kroatien - Ungarn +++ auf die Frage des ungarischen Zöllners,
wo wir herkommen, antwortet Uli 'aus China' +++ daraufhin will der Zöllner das Womo begutachten und fragt, ob wir eventuell Alkohol
zu verzollen haben +++ das hat man nun davon wenn man die Wahrheit sagt +++ kommen bis Heviz, in eines der ältestens Thermalbäder
Ungarns und betten unsere müden Knochen am Nachmittag in den Wellnessbereich +++
Weiterfahrt am 10.11. in die ungarische Hauptstadt Budapest, unterwegs noch kurzer Abstecher auf die Halbinsel Tihany +++ erkunden
Budapest mit Bus und Tram +++ Budapest, deren Stadtteile Buda und Pest durch die Donau getrennt werden, in dieser wunderschönen
Stadt verbinden sich Bauwerke und Kulturerbe vergangener Jahrhunderte erfolgreich mit Neuheiten unserer Tage +++ wir besuchen die
Fischerbastei in der Nähe der Matthiaskirche, die ab 1895 im neuromantischen Stil an der Stelle errichtet wurde, wo sich im Mittelalter
der Fischmarkt befand und von der man einen wunderschönen Blick auf das Parlamentsgebäude, das größte Bauwerk Ungarns, hat +++
Nach 6 Monaten, 3 Tagen, 38 837 Kilometern und 20 durchreisten Ländern sind wir am 11.11.2011 (ein einprägsames Datum) um 20.31 Uhr
gesund und munter in der Heimat wieder angekommen.
Im gesamten Streckenverlauf waren die Straßen zu 50 Prozent schlecht bis sehr schlecht (vorallem in Russland, Mongolei und den ehemaligen
Sowjetrepubliken), 20 Prozent waren Pisten (in der Mongolei und den drei Wüsten, die wir durchquert haben - Gobi, Taklamakan und Karakum),
die restlichen 30 Prozent waren gute bis sehr gute Straßen (China, Iran, Türkei und Rückreiseländer wie Bulgarien, Serbien, Kroatien,
Ungarn usw.) - kurzum es glich von Zeit zu Zeit einer Materialschlacht.
Trotzdem hielten sich die Schäden und Reparaturen an unserem Wohnmobil in Grenzen - ein kaputter Zahnriemen in China, ein platter Reifen
aufgrund eines eingefahrenen Nagels in Georgien und eine weggefahrene Stoßstangenecke hinten links - eigenes Verschulden, passiert in
Russland. Alle mitgeführten Ersatzteile wurden nicht benötigt, das was wir brauchten hatten wir nicht mit und mußten deshalb den
Zahnriemen mit allen 'Zutaten' einfliegen lassen.
Ansonsten wurden 3800,85 Liter Diesel getankt, pro 10 000 gefahrene Kilometer ein Liter Öl benötigt und ein Luftfilter gewechselt.
Allerdings braucht das Wohnmobil jetzt nach der Reise einen Ölwechsel, einen neuen Ölfilter, einen neuen Dieselfilter, neue Bremsflüssigkeit,
neue Bremsbelege und vier neue Reifen. Am wichtigsten ist nun aber die Einstellung des korrekten Zündzeitpunktes, da wir nach der Reparatur
des Zahnriemens rund 21 000 Kilometer mit einem von Hand eingestellten Zündzeitpunkt gefahren sind. In der VW-Werkstatt in Xian (China)
fehlten einfach die Werkzeuge dafür.
Mit unseren vier Pässen, den darin befindlichen Visa gab es keinerlei Probleme, die Grenzübertritte waren, wenn man mal von teilweise
unendlichen Warte- und Abfertigungszeiten absieht, ohne Komplikationen.
Die abgeschlossenen Versicherungen, ob für Mensch oder Material wurden nicht benötigt. Wir danken Charly und dem lachenden Buddha dafür.
Es lief gesundheitlich alles Bestens, wenn man mal von einer kleinen Erkältung und einem fast abgehackten Finger auf der Insel Olchon
am Baikalsee absieht. Der Finger ist übrigens ohne ärztliche Hilfe hervorragend verheilt - Glück gehabt.
Die Versorgung (ernährungstechnisch betrachtet) war zu jeder Zeit in allen durchreisten Ländern gewährleistet, obwohl wir in manchem Land
hin und wieder nicht wußten, was wir essen, legten wir immer Wert darauf, das das Essen nicht mehr lebt. Auch das es in China nur
wenig Milchprodukte gibt und in Iran kein Alkohol (weder gering- noch hochprozentig) zu bekommen ist, hat uns nicht umgebracht. Und wir
haben mehrfach süßes weißes Brot mit Wurst oder Käse gegessen - es geht. Außerdem haben wir den perfekten Umgang mit Essstäbchen gelernt,
können aber auch noch mit Besteck umgehen. Die Versorgung mit Trinkwasser war meistens gewährleistet, obwohl die Qualität des Trinkwassers
oft nicht der deutschen Norm entsprach, deshalb haben wir aus gesundheitlichen Aspekten das Wasser mit entsprechenden Mitteln behandelt.
Wir haben auf dieser Reise gelernt, das Trinkwasser ein sehr wertvolles Gut ist und werden das hoffentlich nie vergessen. Die Versorgung
mit Diesel war zu jeder Zeit gewährleistet, obwohl die Qualität des Diesels sehr unterschiedlich war. Den besten Diesel gab es in Iran
und das nicht nur weil er exorbitant billig ist. Diese Tour sollte allerdings nicht mit einem 'Benziner' gefahren werden, da Benzin in
manchen Ländern Mangelware ist.
Reiseführer, Landkarten, Road Maps und vorallem unser Navi haben in 90 Prozent dieser Reise einen hervorragenden Dienst geleistet, für
die restlichen 10 Prozent war es gut, das wir mit Kompass, Koordinaten, Uhrzeit und Sonnenstand etwas anfangen konnten.
Die in Schulzeiten erlernte russische Sprache vor der Reise aufzufrischen, erwies sich als sehr gute Idee. In Russland, der Mongolei und den
ehemaligen Sowjetrepubliken hat uns das die Verständigung erleichert. In allen anderen Ländern wurde manchmal auch Englisch gesprochen
oder wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Persisch haben wir nicht gelernt, außer
'Salam' - Guten Tag oder Hallo und
'Khoda häfez' - Auf Wiedersehen
diese beiden Worte haben wir nun als Schriftzug in Farsi (Amtssprache in Iran) vorn bzw. hinten auf dem Wohnmobil.
Die GPS-Ortung für unser fahrendes Wohnzimmer hat soweit es kostentechnisch zu vertreten war immer funktioniert, so dass die in der
Heimat Gebliebenen immer wußten wo wir uns herumtreiben.
Nun sind wir wieder zu Hause, finden uns in unserem Haus ohne Navigation zurecht, proben den Alltag und 'arbeiten' uns langsam durch alle
Einladungen, die aus dem sehr interessierten Freundes- und Bekanntenkreis kommen.
Diese Reise war voll mit schönen und auch wenigen schlimmen Erlebnissen, anstrengend, kein Urlaub, interessant..............
Wir haben viel erfahren und gelernt und verstehen manches was in der Welt warum passiert heute besser oder sehen es aus anderer Sicht.
Wir haben den ein oder anderen Kulturschock gehabt und überwunden und können jedem die Nachahmung empfehlen.
Wir werden immer wieder gefragt - 'würdet ihr es wieder machen' - die Antwort - 'diese Tour noch mal dazu besteht kein Grund, aber es gibt
noch mehr Traumstraßen der Welt' - ihr dürft also gespannt sein.
Wir danken unseren Familien, allen Freunden und Bekannten, die uns auf dieser Reise 'begleitet' haben.
letzte Aktualisierung am 18.11.11