Weltreise Teil 2: Südamerika...

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Die Vorbereitungen in Zwickau laufen...

Es ist an der Zeit das Reisetagebuch wieder zu öffnen - Südamerika ruft - wir wollen dem Ruf endlich folgen und damit den x-ten Teil unserer Reise rund um den Globus in Angriff nehmen +++
Es soll durch Argentinien Richtung Süden, durch Patagonien und Feuerland gehen, an der chilenischen Pazifikküste wieder Richtung Norden und über Peru und Bolivien Richtung Osten an den Ausgangspunkt Montevideo zurück +++ Die lang- und mittelfristigen Vorbereitungen sind abgeschlossen und viele bürokratische Hürden genommen +++ Die Pässe sind erneuert, die internationale Zulassung fürs Womo und die internationalen Führerscheine ebenso +++ Sämtliche benötigte Versicherungen sind abgeschlossen und bezahlt, das Womo selbst ist nach einer Generalüberholung fit für diese Reise +++ Seit einem knappen Jahr sind wir im Besitz einer Reservierung für eine Kabine auf einem Frachtschiff, denn wir wollen unser Womo auf dem Weg nach Südamerika über den Atlantik begleiten +++ Dieses Frachtschiff bringt neue Autos deutscher Hersteller und unser Womo im Ro-Ro-Verfahren (Roll on - Roll off) nach Montevideo in Uruguay +++ Die Überfahrt wird vier bis sechs Wochen dauern und einige unserer Leser werden denken - die spinnen, die beiden - aber wir wollen uns das einmal antun, getreu der Devise - Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön +++ Das Frachtschiff startet in Hamburg und wird auf seinem Weg nach Montevideo, wo wir von Bord gehen, sieben Häfen anlaufen +++ Ob außer uns weitere Passagiere an Bord sind, wissen wir nicht, wir sind gespannt +++ Die Nachweise einer Gelbfieberimpfung und einer Langzeitauslandkrankenversicherung mit Rücktransport haben wir erbracht, ohne diese beiden Dinge wäre uns der Zutritt zum Frachtschiff nicht erlaubt +++ Unser Impfstatus ist durch viele Reisen in exotische Länder sowieso sehr gut, es kann also losgehen +++
Wir haben begonnen Spanisch zu lernen, was wahrscheinlich eine der größten Herausforderungen wird +++ Nun wollen wir es nicht zur Perfektion treiben, aber eine zivilisierte Verständigung hat noch nie geschadet +++ Und da wir auf dem Frachtschiff, neben dem Einnehmen von drei bis vier Mahlzeiten täglich, jede Menge Zeit haben, wird unter anderem an der Verbesserung unserer Sprachkenntnisse gearbeitet +++
Jetzt müssen noch Klamotten gepackt werden, wir haben gelernt das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und sind uns trotzdem sicher, wieder jede Menge unnötigen Ballast durch die Welt zu fahren +++
WIR SIND GESPANNT, IHR SEID ES HOFFENTLICH AUCH !!!

Los gehts Richtung Hamburg...

Alles verpackt, alles kontrolliert, das nächste große Abenteuer kann beginnen +++ wir starten in Begleitung unseres Schutzengels Charlie und unseres Sorgenfessers Molly Richtung Hamburg +++ wir verbringen zwei Tage bei Freunden, die wir vor sieben Jahren auf unserer Asientour kennengelernt haben +++ wir lassen uns am Unikai im Hamburger Hafen beim Hafenmeister sehen, der uns für Freitag zehn Uhr bestellt +++ damit haben wir noch zwei Tage Zeit und fahren nach Cuxhaven, wo wir noch nie waren +++ das Wetter ist bestens, nur das Wasser an der Nordsee bekommen wir nicht zu sehen +++ dafür ist Wattwanderung, Fisch essen und Wein trinken angesagt +++ am nächsten Tag zurück nach Hamburg, der Hafenmeister meldet sich bei uns und teilt mit, am Freitag keine unchristliche Hetze, das Schiff läuft erst gegen elf Uhr ein und bestellt uns halb drei an den Unikai +++ somit geht es auf den Wohnmobilstellplatz Bunthaus am Moorwerder Deich +++ hier sitzen wir nun und treffen die Vorbereitungen für die Überfahrt und können den morgigen Tag völlig entspannt angehen +++

Unsere Frachtschiffreise beginnt

Wir tuckern gegen mittag Richtung Unikai Hamburg, vorher noch schnell bei Penny Rotwein, Nutella und Schokolade für die ersten Tage der Überfahrt fassen +++ es herrscht rege Betriebsamkeit im Hafen, trotzdem geht es geordnet zu, das hat alles System, die machen das nicht zum ersten mal +++ wir gehen mit unseren Papieren zur Anmeldung, Pässe, Fahrzeugschein - mehr brauchen wir nicht und wenige Minuten später geleitet uns eine Hafenpatrouille zum Schiff +++ da liegt sie vor uns, die GRANDE ARGENTINA - unser zuhause für die nächsten Wochen +++ nach einer Stunde warten können wir unsere Kabine beziehen, das Womo muss erstmal draußen bleiben +++ als erstes müssen wir beim 1. Offizier die Pässe und die Impfbücher abgeben (es wird kontrolliert, ob wir eine Gelbfieberimpfung haben) +++ beim Abendessen bekommen wir nun auch die restlichen Passagiere zu Gesicht - wir sind insgesamt 10, 6 Deutsche, zwei Franzosen und zwei Belgier +++ nach dem Abendessen gegen 19 Uhr darf auch das Womo an Bord, wir fahren es auf Deck 6 und da steht es nun verzurrt zwischen riesigen Landmaschinen, Mähdreschern, nagelneuen SCANIAS und hunderten von VW-Transportern +++ was auf den anderen Decks steht, bekommen wir nicht mit +++ in Hamburg stürmt und regnet es und so wird es die nächsten Tage auch bleiben +++ um Mitternacht verlassen wir den Hafen und tuckern langsam die Elbe hinaus auf die Nordsee +++

Wir bekommen an Bord die ersten Sicherheitsinstruktionen (Rettungsweste, Fluchtwege usw.) und eine Belehrung über das Verhalten an Bord - wir sind auf einem Frachtschiff, wo gearbeitet wird und nicht auf einem Luxusliner +++ wir dürfen uns frei bewegen, nur die Maschinenräume und die Ladungsdecks sind tabu +++ auf die Brücke dürfen wir auf See jederzeit - Bedingung höflich anklopfen +++ bei dieser Gelegenheit erfahren wir, das unser erster Hafenstop in Vitoria in Brasilien sein wird und das wird zweieinhalb Wochen dauern +++ für uns Passagiere stehen an Bord viele Annehmlichkeiten bereit - ein Fitnessraum mit allem was in eine ordentliche Muckibude gehört, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Bibliothek, Aufenthaltsräume und ein Pool auf dem Oberdeck +++ die drei täglichen Mahlzeiten werden in der Offiziersmesse gemeinsam mit den Offizieren eingenommen +++ ansonsten ist jeder selbst dafür verantwortlich, sich die Zeit zu vertreiben +++ wir haben uns ein Programm auferlegt, das aus Spanisch, Sport, Reiseroutenplanung und viel Erholung auf Deck besteht +++ die Mannschaft besteht aus 26 Seeleuten +++ der Kapitän, der auf dem Schiff Master genannt wird und fünf Offiziere kommen aus Bulgarien, zwei Filipinos haben ebenfalls Offiziersrang +++ alle anderen Seeleute sind Filipinos +++ unser Messmann Erwin, ein Filipino, reinigt drei mal die Woche die Kabinen, immer Freitags gibts neue Bettwäsche und Handtücher +++ der Koch Alexander, ein Filipino aus Manila, steht in der Hierarchie an Bord ziemlich weit unten, ist aber der weltbeste Pizzabäcker, Beatlesfan und sein Geld absolut wert +++ auf dem Schiff herrscht außer für Passgiere absolutes Alkoholverbot +++ zum Essen gibt es für uns Wein und der Schlüssel für den Weinkeller liegt beim Kapitän +++ wir können für den Eigenbedarf zollfrei Alkohol, Schokolade usw. kaufen, es liegen Listen aus und die bestellte Ware wird umgehend in die Kabine geliefert +++ Zahltag ist am Ende der Schiffspassage +++ und noch eine wichtige Sache - es gibt eine Schiffszeit und deren Änderung wird vom Kapitän über den Bordfunk bekannt gegeben und passiert prinzipiell um Mitternacht +++

Nachdem wir den Ärmelkanal und den Golf von Biscaya passiert haben, wird auch das Wetter besser und es gibt endlich die ersehnte Einladung zur Führung durch den Maschinenraum +++ die GRANDE ARGENTINA hat einiges zu bieten +++ der Hauptmotor hat 22000 PS, 7 Zylinder und kann mit Schweröl und Diesel fahren +++ die Antriebswelle für die Schiffsschraube hat einen Durchmesser von einem halben Meter +++ die Schiffsschraube selbst hat einen Durchmesser von 6 bis 7 Metern +++ es gibt vier Zusatzmotoren mit je 1500 PS, eine Seewasseraufbereitungsanlage (Wasser für Duschen, Toiletten usw.), Klima- und Heizungssysteme, Bugstrahlruderanlage und die Anlage zur Aufbereitung des Schweröls als Kraftstoff +++ im Computergesteuerten Kontrollraum erklärt uns der bulgarische Chefingenieur das Treiben unter Deck +++ ansonsten hat das Schiff eine Länge von 214 Metern, ist knapp 33 Meter breit und knapp 40 Meter hoch (vom Kiel bis zum höchsten Punkt 55 Meter) und verfügt über ein Eigengewicht von 26000 Tonnen +++ die GRANDE ARGENTINA kann mit maximal 18,5 Knoten unterwegs sein und es ist für maximal 3515 PKW Platz auf den Decks +++ In der ersten Woche kurz vor erreichen der Kanaren liegen wir einen Tag auf See, eine lang geplante Reparatur am Schiff muss durchgeführt werden - ein Kolben (2 Meter hoch und 60 cm Durchmesser) am Zylinder 1 muss gewechselt werden +++ die ganze Aktion wird knapp 18 Stunden dauern +++


Äquator Crossing

Nach einer Woche auf See erreichen wir die Kanaren, das Wetter ist wieder hochsommerlich und das Festland von Teneriffa in Sicht +++ wir beobachten die Fähren, die zwischen den kanarischen Inseln pendeln +++ noch mindestens zwei Tagesreisen bis zu den Kapverden, es wird immer heißer, die ersten Delfine lassen sich blicken und jede Menge fliegende Fische sind unterwegs +++
Nachdem wir die Kapverden passiert haben, zieht ein Unwetter auf, der Himmel öffnet alle Schleusen und es schüttet eine Stunde was das Zeug hält +++ als der Spuk vorbei ist, stehen wir auf dem Oberdeck knöcheltief im Wasser und nachdem alle Abflüssen von jeglichem Unrat befreit sind, fließt das Wasser so schnell wie es gekommen ist auch wieder ab +++ seit dem Erreichen der Kapverden können wir am nächtlichen Sternenhimmel die Milchstraße sehen, ein Blick, der uns fasziniert und der uns in Europa verloren gegangen ist +++ Kurz vor Erreichen des Äquators müssen sich alle Passagiere auf dem Oberdeck einfinden +++ dort haben sich bereits ein Teil der Mannschaft, die als Jünger Neptuns verkleidet sind, und der Kapitän in Ausgangsuniform versammelt +++ mit Feuerwehrschläuchen wird Wasser auf Deck gepumpt, die Passagiere müssen durch drei hintereinander befestigte Rettungsringe kriechen und am Ende der Runde klatschnass die Braut Neptuns namens Calypso (ein Filipino mit Langhaarperücke) küssen +++ es gibt einen Schluck eines Gebräus aus Senf, Ketchup, PirPiri und Rotwein und die Äquatortaufurkunde aus den Händen Neptuns +++ am Abend (und jeden Samstag) gibt es ein Barbeque für die Mannschaft, die Offiziere und die Passagiere +++ das hat was von Kampfgrillen, bei dem es für die Seeleute alkoholfreies Bier und für uns Passagiere etwas aus dem Weinkeller gibt +++ am 13. Tag auf See um 13.11 Uhr überqueren wir den Äquator und erleben das Spektakel auf der Brücke +++ dabei erfahren wir, das der Atlantik an dieser Stelle unter uns 4000 Meter tief ist +++ Uli lässt sich bei der Gelegenheit den Sextant erklären +++ da wir nicht mehr weit von der brasilianischen Küste entfernt sind, legt der Kapitän eine Liste aus, in der jeder eintragen kann, wo er einen Landgang machen möchte +++ zur Auswahl stehen Vitoria, Rio de Janeiro, Santos (vorgelagerter Hafen für die größte Stadt Brasiliens Sao Paulo), Paranagua und Zarate, das bereits in Argentinien liegt +++ in einem Gespräch mit dem ersten Offizier, rät er uns von Landgängen in Rio und Santos ab +++ in Rio liegen wir über Nacht und Santos wäre schlicht und ergreifend zu gefährlich +++ alles kein Problem, Rio haben wir Anfang der 2000er erkundet und das Wichtigste gesehen +++ wir entschließen uns Paranagua, eine Stadt mit 150000 Einwohnern, einen Besuch abzustatten +++

Unser Espanol ist momentan very broken, soll heißen wir schlagen uns wacker, aber es gibt Dinge, die muss man im biblischen Alter nicht mehr wissen +++ wir können mit Nominativ, Genitiv, Dativ usw. auch mit männlich, weiblich, Einzahl und Mehrzahl was anfangen, aber Gerundium in Person und Zahl, 24. Vergangenheit und 8.Zukunft geht uns doch zu weit +++ wir beschließen uns aufs Wesentliche und vorallem Vokabeln zu konzentrieren +++


Vitoria - erster Hafen in Brasilien

Nachdem wir auf dem Atlantik fast eine Woche kein einziges Schiff gesichtet haben, ist kurz vor unserem ersten brasilianischen Hafen Vitoria wieder Betriebsamkeit auf dem Atlantik +++ am frühen Nachmittag kommt der Lotse an Bord, später gesellen sich zwei Schlepper hinzu und geleiten das Schiff zum Containerterminal +++ das Hafenbecken ist etwa 250 Meter breit und das 214 Meter lange Schiff wird auf der Stelle gedreht und an seinen Liegeplatz zwischen zwei riesigen Containerschiffen bugsiert (große Kunst) +++ die GRANDE ARGENTINA verfügt über eine eigene Laderampe (von uns liebevoll Zugbrücke genannt) und nachdem das Schiff ordentlich verzurrt ist, beginnt auch schon der Ent- und Beladebetrieb +++ bis tief in die Nacht werden vorallem VOLVO und PORSCHE ausgeladen, die wir aus Europa mitgebracht haben +++ jedes einzelne Auto wird nach dem Entladen auf Schäden kontrolliert, bevor es widerum auf bereitstehende Autotransporter verladen wird +++ danach werden nagelneue BMW an Bord gefahren, wohin auch immer diese gehen +++ am nächsten Morgen wird ein Cargokran auf dem Schiff repariert und es werden jede Menge Container zugeladen +++ unter uns Passagieren ist es Tradtion geworden um 17 Uhr den Five oclock Tea, without Tea, einzunehmen +++ mit 22 Stunden Verspätung verlassen wir Vitoria und steuern auf Rio de Janeiro zu +++


Rio - das Wetter hatten wir uns anders vorgestellt

Auf dem Weg nach Rio ist der Atlantik recht unruhig +++ am Morgen werden die ersten Wale gesichtet und spät nachmittags erreichen wir die Hafeneinfahrt von Rio bei strömendem Regen +++ Landgang über Nacht wurde vom Kapitän untersagt - zu gefährlich, würde bei dem Wetter aber auch keinen Sinn machen +++ wir zehren also von Erinnerungen an Copacabana, Zuckerhut und Corcovado bei Sonnenschein +++ das Hafengelände in Rio ist riesig und in der Nacht werden 900 PKW der Marken Citroen und Peugeot zugeladen, das dauert seine Zeit +++ nach Aussagen des ersten Offiziers sind nun 1400 PKW an Bord, also noch nicht mal 50 Prozent der Ladekapazität erreicht +++ morgens kommen brasilianische Behörden an Bord und inspizieren das Schiff +++ am späten Nachmittag wird das Schiff rückwärts in die Fahrrinne bugsiert und wir verlassen Rio bei Regen in Richtung Santos +++ knapp 24 Stunden in Rio und nur Regen, das muss uns erstmal einer nachmachen +++


Santos - Umschlaghafen von Sao Paolo

Nach zweieinhalb Tagen unendlichen Wartens (am Freitag wurde die Hafeneinfahrt von Santos nicht geschafft, das heißt, nächste Chance Montag früh und viel Zeit auf Reede), laufen wir in den Hafen von Santos ein +++ es ist Montag früh und dementsprechend schleppend beginnt der Ent- und Beladebetrieb +++ es werden wenige, recht schnittige Modelle der Marke mit dem Stern vom Schiff gefahren und auch bei den Premiummodellen hat die eine oder andere Batterie vom vielen Herumstehen schlapp gemacht und es muss nachgeholfen werden, um sie auf den Hof zu kriegen +++ auf dem vorderen Teil des Schiffes, das ausschließlich Containern vorbehalten ist, wird emsig und vorallem lautstark gearbeitet +++ dann fährt heute die "Zwack" vor und pumpt mit großen Saugrohren ab - für die Jüngeren unserer Leser - drei Mahlzeiten und diverse Getränke täglich bei 36 Leuten an Bord hinterlassen jede Menge Rückstände und müssen irgendwann mal von Bord +++ übrigens lässt das Wetter seit einer knappen Woche mehr als zu wünschen übrig, die Sonne scheint aus Eimern und auch die Temperaturen lassen nicht auf Brasilien schließen. +++


Paranagua - vierter Hafen in Brasilien

Bei Ankunft in Paranagua ist das Wetter etwas besser und vorallem ist es wärmer geworden +++ aus der Kombüse dringen weihnachtliche Klänge, der Koch und sein Gehilfe Erwin stimmen sich Mitte Oktober mit Musik von Boney M. darauf ein +++ abends um zehn kündigt sich die Federal Police an und alle Passagiere müssen von Bord, Gelbe Identitätskarte, Fingerabdrücke, das komplette Programm +++ wir verlassen nachts in Begleitung der Federal Police den Hafen, fahren zum Agrarministerium in Paranagua und dort kontrolliert irgendeiner (wahrscheinlich der Hausmeister) unsere Pässe und es geht zurück zum Hafen, den wir gegen Mitternacht erreichen +++ was die ganze Aktion sollte kann uns keiner erklären, aber wir sind froh auf dem Schiff zurück zu sein, denn brasilianische Hafenstädte bei Nacht sind wirklich nicht sehr erbaulich +++ der Hafen von Paranagua liegt in einer Bucht und ist ein Versorgungs- und Verschiffungshafen, in dem auch der Staat Paraguay einen zollfreien Anlegekai besitzt +++ Paranagua war der letzte brasilianische Hafen und es geht weiter Richtung Zarate in Argentinien, das ungefähr vier Tagesreisen entfernt liegt +++ einige Passagiere sind recht ungeduldig (wir sind die vierte Woche an Bord) und der Kapitän sieht sich genötigt zu erklären, das man sich auf einem Frachtschiff befindet und nicht in einem Zug, der nach Fahrplan verkehrt - hasta luego +++



Zarate - Argentinien

Wir verlassen den Atlantik und biegen auf den Rio de la Plata ein und es geht entlang an traumhaften Stränden in Uruguay +++ unser Endziel Montevideo lassen wir rechts liegen, wir müssen noch einen Hafen in Argentinien anlaufen +++ kurz hinter Montevideo gehen zwei Lotsen an Bord, die uns die nächsten Tage durch den Rio de la Plata und den Rio Negro (der seinem Namen alle Ehre macht, vorallem bei Flut ist das ne ganz schöne Brühe) begleiten werden +++ am Nachmittag wiedermal ein Einreiseprocedere, diesmal mit Fingerabdrücken wie in alten Zeiten (Daumen in Tinte eintauchen usw.) +++ ab Montevideo sind wir 18 Stunden im Kriechgang unterwegs (die Fahrrinne ist keine 300 Meter breit und es herrscht ordentlich Gegenverkehr) und erreichen den Umschlaghafen Zarate morgens um fünf +++ hier stehen wir zwei Tage und es werden nur Fahrzeuge ( VW, BMW, Mercedes, Audi, Citroen) und auch ganz schweres Gerät, wie Asphaltfräsmaschinen für den Straßenbau be- und entladen +++ Zarate ist ein Fahrzeugumschlagplatz für ganz Südamerika +++ an einem der beiden Tage statten wir Zarate einen Besuch ab und wundern uns nicht, das diese Stadt in keinem Reiseführer Erwähnung findet, nicht jede Hafenstadt ist so schön wie Hamburg +++ dafür finden wir ein nettes Cafe mit WIFI und werden unseren Reisebericht der letzten vier Wochen für die Daheimgebliebenen los +++ um aus dem Hafen heraus und wieder hineinzukommen ist ein Spektakel der ganz anderen Art, wir werden zu Hause ausführlich berichten +++

Ankunft in Montevideo URG

am 33. Tag auf See verlassen wir morgens um vier Zarate und laufen nach 16 Stunden um 19.48 Uhr in den Hafen von Montevideo ein +++ da das mit der Einreise immer seine Zeit dauert, verbringen wir die Nacht noch auf dem Schiff +++ morgens um zehn fahren wir vom Schiff, die National Emigracion de Uruguay hat uns die Pässe ausgehändigt +++ vor dem Schiff wartet schon die Hafenagentin, die das restliche Procedere abwickelt (Womo röntgen, Einreisepapiere fürs Womo fertig machen usw.) +++ nach zwei Stunden verlassen wir den Hafen (ohne die Hafenagentin hätte das mit unserem Spanisch wahrscheinlich Tage gedauert) und nun geht der Alltag los - Geld tauschen, Internet suchen, Einkaufen, Wasser tanken usw. +++ alles kein Problem, EURO werden überall gern genommen, in Montevideo ist in der ganzen Stadt kostenfreies WLAN, Parkplätze sind von Montag bis Freitag ebenfalls kostenfrei und als wir am Abend zum Leuchtturm kommen und ihn besichtigen, erlaubt uns der Leuchtturmwärter zu übernachten und unseren Wassertank mit Frischwasser zu füllen ist für ihn auch kein Problem (und Geld nimmt er nicht an) +++ einen ausführlichen Bericht zu Montevideo gibt es am Ende der Reise, denn wir müssen hierher zurück, um das Womo wieder aufs Schiff zu bringen (aber bis dahin ist noch lange Zeit) +++

Start in Montevideo zur ersten Station - Colonia del Sacramento URG

sobald man Montevideo verlässt (hier leben die Hälfte aller Uruguayos) sind die Straßen traumhaft leer +++ Colonia del Sacramento, wo wir drei Tage verbringen, ist die älteste Stadt Uruguays (1680 gegründet) und Verwaltungszentrum des Departementos Colonia +++ sie liegt auf einer Landzunge, die in den Rio de la Plata (Silberfluß) mündet +++ die Kolonialmächte Spanien und Portugal stritten sich ewig um diesen strategisch wichtigen Punkt +++ die Altstadt von C.d.S wurde im Dezember 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt +++ grob gepflasterte Straßen und Oldtimer aus den 30-50iger Jahren verleihen der Altstadt einen ganz besonderen Charme +++ am Stadtrand, ganz in der Nähe unseres Stellplatzes, ist der Plaza de Toros Real de San Carlos, eine ehemalige Stierkampfarena, die 1910 eröffnet wurde, für 8000 Besucher Platz bot, in der ganze 9 Stierkämpfe stattfanden und die 1912 wieder geschlossen wurde, weil in Uruguay das Stierkampfverbor erlassen wurde +++

Tagestrip ohne Womo nach Buenos Aires mit der Fähre

von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires sind es mit der Schnellfähre 75 Minuten und wir wollen uns in B.A. um eine SIM-Karte fürs Handy und eine Datenkarte für den Laptop kümmern, weil wir auf unserer Reise B.A. nicht auf dem Plan haben, außer dem Heimflug im nächsten Jahr (die Stadt ist einfach zu riesig und mir dem Womo schlecht zu händeln) +++ in B.A. angekommen schlendern wir erstmal durch die Hafencity und kämpfen uns dann dank eines Stadtplanes in die Innenstadt +++ die stundenlange Suche nach den gewünschten Dingen ist nicht von Erfolg gekrönt, es gibt zwar die Karten, aber keiner schaltet sie uns frei, es muss immer eine Steuernummer angegeben werden, die wir nicht haben - wir müssen also irgendwann einen anderen Weg finden, oder darauf verzichten +++ über die Avenue 9 de Julio (125 Meter breit, 20 Fahrspuren - davon vier nur für Busse, eine der breitesten Straßen der Welt und ein Alptraum für Fußgänger) gelangen wir zum Obelisk, einem Wahrzeichen der Stadt (67,5 Meter hoch und zum 400. Jahrestags der Gründung B.A. am 25.05.1936 aufgestellt) +++ schlendern über die Einkaufsmeile Florida, wo unterwegs immer wieder live Tangomusik gespielt wird +++ erreicht haben wir in B.A. nichts, aber unsere Pässe füllen sich langsam mit Stempeln +++ ...

Von Colonia del Sacramento zur argentinischen Grenze

auf dem Weg zur argentinischen Grenze gehts über Carmelo, das am Rio Uruguay liegt und über die einzige von Hand betriebene Drehbrücke in Südamerika verfügt (Puente Giratorio, von einem Deutschen erbaut) +++ bei einem Stop in der Bodega Almacen de la Capilla, wo der klassische Cordano Wein hergestellt wird, erfahren wir, das die Familie Cordano 1855 als italienische Immigranten in die Nähe von Carmelo kamen und heute in fünfter Generation leben und einen feinen Vino Tinto herstellen +++ Apropos Wein in Uruguay - den meisten Menschen auf der anderen Seite des Atlantik sind Weine aus Uruguay unbekannt - bevorzugt werden rote Rebsorten angebaut, ganz speziell der Tannat (diese Traube stammt ursprünglich aus Südfrankreich und ist für ihren markanten Geschmack bekannt - können wir bestätigen) - in Uruguay werden hauptsächlich Qualitätsweine erzeugt und die staatlichen Vorgaben (mind. 10,5 Vol-% Alkohol, max. 0,80 g/l Säuregehalt) werden streng überwacht - Billigheimer sind das allerdings nicht +++ über jede Menge Rutas sin Pintar (ein schöner Ausdruck für nicht markierte Straßen) geht es bis Mercedes, wo wir am Castillo Maua (Anwesen eines brasilianischen Bankiers im 19. Jh.) unser Nachtlager aufschlagen +++

See you later - irgendwann, irgendwo auf diesem Planeten... ▲ nach oben